Dienstag, 6. September 2011

Le Gourmand français

Im Zug von Z¨ürich nach Basel packte mein Vis-à-vis schon kurz nach der Abfahrt eine Baguette, einen Weichkäse und eine Flasche Wein aus und breitete sein Mahl auf einer weissen Stoffserviette aus. Mangels eines Kelchs genehmigte sich der Gourmand dazwischen einen Schluck Wein, direkt aus der Flasche. Muss ich mir so etwas gefallen lassen? Lukas B., Niederscherli

Ihre Beobachtung klingt doch recht spektakulär – zumindest, was das Mahl betrifft! Üblicherweise beobachtet man in solchen Situationen ja nur Menschen, die einen lauwarmen Hamburger aus einer lappigen Kartonschachtel in sich reindrücken und dabei versuchen, zu vermeiden, dass der Inhalt ihres mediokren Fleischbrötchens auf die Sitzbank tropft. Da muss man den frankophilen Geniesser ja fast loben, auch des kleinen Tischdeckchens wegen. Punktabzug gibt es aber fürs Trinken von Wein direkt aus der Flasche: Das sollte man auch in sehr verzweifelten Lebenslagen nicht tun.

Grundätzlich meine ich: Im Zug kann man schon speisen, aber nur wenn es a) nicht stinkt, b) nicht tropft und c) nicht viel Geräusche produziert. Wenn es ein bewusstes «Ereignis» ist, finde ich so ein Picknick eine wohltuende Abwechslung. Wenn Sie das anders sehen, habe ich dafür aber auch Verständnis. Glücklicherweise gibt es in der ersten Klasse oft noch einen anderen freien Sitzplatz, wo Sie ungestört sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen